Freizeit in Deutschland (Sport)

http://www.netschool.de/spo/schspo/gesch.htm

netSCHOOL SPORT Geschichte des Sports & Schulsports

Entwicklung des Schulsports in Deutschland

In der griechischen Antike betrieb man Sport allgemein im Dienste der Verteidigung des Vaterlandes, zu religiös-kultischen Zwecken, aber auch schon im Sinne einer ganzheitlichen Erziehung und Bildung des Menschen. Die weitere Geschichte weist diese unterschiedlichen Schwerpunkte in den verschiedenen Gesellschaften ebenfalls auf, jedoch ging es erst in den Schulen in der späten Neuzeit vorrangig um geistig philosophische, humanistische Bildung, militärische Einflüsse sind aber bis heute in den verschiedensten Regionen der Welt immer noch erkennbar. In Deutschland gewannen in der Mitte des 18. Jahrhunderts die Leibesübungen, wie man den Sport mit seinen verschiedenen Formen in diesem Zusammenhang besser nennt, für die schulische Erziehung immer mehr an Bedeutung.

Johann Bernhard Basedow (1724-1790) eröffnete 1774 das Philanthropium Dessau mit dem Ziel einer vernunft- und naturbezogenen Erziehung.

Basedows Zeitgenosse und Philantrop Johann Christian Friedrich Guts Muths (1759-1839), Vorreiter und Begründer des neuzeitlichen schulischen Gymnastikunterrichts, unterstützte ihn in dieser Hinsicht und setzte sich zusätzlich gegen die „Verzärtelung“ ein. Mit seiner »Gymnastik für die Jugend« (1793) schrieb er die erste umfassende pädagogische Arbeit über die Funktion und die Inhalte der Leibeserziehung, welche gegen »entnervende Verzärtelung« und »luxuriöse Weichlichkeit« ankämpfen sollte. Bei seinen Überlegungen kamen allerdings Mädchen und Kinder der Landbevölkerung nicht vor, da letztere schon durch die harte Landarbeit genügend Körperertüchtigung erhalten hätten.

Ab 1804 sah dann, erstmals überhaupt in Deutschland, der Lehrplan der bayerischen Volksschulen »Gymnastik« als ordentliches Unterrichtsfach vor, was allerdings nicht ganz unumstritten war.

Zu den Zeiten des Turnvater Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852), dachte immer noch kein einziger Mensch an Spaß beim Sport – es ging stets um die Wehrertüchtigung für die Verteidigung des Vaterlandes und um die Volkserziehung. Durch den militärische Aspekt gewann das „Turnen“ (Jahns Wortschöpfung – vgl. Turnier), vorwiegend ausgelöst durch die damalige deutsche feindliche Einstellung gegenüber Frankreich, an Akzeptanz.

Im ehemaligen Preußen sorgte 1842 die „Allerhöchste Kabinettsordre“ für eine neue Reform. Laut dieser Reform soll der Turnunterricht, wie der Sportunterricht früher genannt wurde, „an allen öffentlichen Lehranstalten als notwendiger und unerlässlicher Bestandteil der männlichen Erziehung“ sein.

In Württemberg wurde das Turnen 1845 auch an höheren Schulen zum Bestandteil des Unterrichts. Den Mädchen wurde der Schulsport bis zu diesem Zeitpunkt immer noch vorenthalten. Schon damals beschloss man den Unterricht „auch für den Winter in den Schulplan jeder Gelehrten- und Realschule“ einzubeziehen und ihn mindestens „zweimal in der Woche, je eine Stunde vorzunehmen“.

Otto Heinrich Jaeger (1828-1912), sozusagen der Turnvater Jahn für die Württemberger, entwickelte eine Art militärisch-strammes Turnen, dessen Übungen von Exerzierübungen kaum zu unterscheiden waren. Sein Turnsystem wurde von der württembergischen Regierung als „offizielles Turnsystem an den Schulen des Landes“ anerkannt. Wie schon etliche Vorgänger hatte auch er einen militärischen Hintergedanken – in diesem Falle war es der Gedanke an eine Nationalbewegung (Deutschlands) gegen Frankreich.

Erstmals um 1860 wurde dem weiblichen Geschlecht das Turnen in Schulen ermöglicht. Doch der „Vater des Mädchenturnens“, Moritz Kloss lehnte zunächst das Bockspringen, Voltigieren, wie auch Barren- und Reckübungen aus „höheren Verletzungsrisiken“ für das allgemein schulische Mädchenturnen ab.

Den Unterrichtsfächer Schwimmen und Turnen gelang, gerade durch die Wehrertüchtigung der männlichen Jugend, der schulische Durchbruch ab 1861. Für Gymnasien und 1868 auch für Volksschulen, wurden diese Fächer endgültig zu „ordentlichen“ Unterrichtsfächern.

Ein Problem war natürlich noch, dass es für den Turnunterricht vielerorts an geeigneten Übungsstätten und ausgebildeten Turnlehrern fehlte.

Erst um 1900 wurde das Spektrum des Mädchenturnens, nach einer langen Phase auf der Ebene der Kallisthenie (Anmutslehre), dem des Jungenturnens in eingeschränkter Form angepasst.

Im Gegensatz zum disziplinierten »Deutschen Turnen« stand der »Englische Sport«. Abgeleitet aus »to disport« – sich vergnügen, enthielt dieser stets auch unterhaltende Elemente.

Trotz häufiger Gegenwehr der deutschen Turnerschaft, die „Sport“ als „undeutsch“ bezeichnete, hat sich der „Sport“ seit Mitte 19. Jahrhunderts weltweit immer stärker verbreitet. Das Fußballspiel ist eines dieser unterhaltenden Spiele, welches in den ersten 35 Jahren der Einführung des Fußballspiels (seit der Weimarer Zeit auch gelegentlich in Schulen) ungeahnten Aufschwung nahm.

Das Ideal der „starken Frau“ prägten erst die Nationalsozialisten. Nicht aber aus Wille zur Gleichberechtigung bezüglich des Frauensports, sondern erneut aus Macht- und Expansionsgelüsten.

Die Richtlinien 1937 sahen fünf Wochenstunden Sport vor, dessen Bewertung im Zeugnis, durch bis zu sechs verschiedene Fächer, überproportionale Bedeutung hatte (Beispiel von sechs Sportfächern an einer Schule: Leichtathletik, Turnen, Schwimmen, Spiel, allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit und Boxen).

Im späteren DDR wurden ebenfalls ideologisch-politische Ziele verfolgt. Durch den Sportunterricht wurden neben der vormilitärischen Ausbildung auf eine bewusste, gesunde Lebensführung im Sozialismus und eine Herausbildung des Gemeinschaftsgeistes hingearbeitet.

Heute, nach grundlegendem gesellschaftlichem Wandel, geht es, hauptsächlich im Gemeinschaftssport (Schulsport, Vereine etc.) um pädagogisch begründete menschliche Erziehung und im außerschulischen Bereich, aus gesundheitlichen Gründen, auch um die körperliche Fitness des Menschen.

Hinterlasse einen Kommentar